In der Kita des Marianum ist die Freude groß. Rieke von der Heiden und Jens Sattler vom Stadtsportbund haben zwei große Kartons mit bunten Spielsachen mitgebracht – weiche Bälle und Frisbees, Seile für das Seilspringen und Materialien zur Wahrnehmungsförderung. Am meisten Spaß haben die Mädchen und Jungen an den Kinder-Pferdegeschirren. Schnell bilden sich mehrere Pferd-und-Reiter-Paare, die wild durch den Raum toben. Die Kleinen haben sichtlich Freude an der Bewegung – und auch ein angestoßener Zeh kann ein kleines Mädchen nur kurze Zeit davon abhalten, mitzumachen. Das fröhliche Spiel findet in einem mit weichen Matten ausgelegten Bewegungsraum der Kita statt. Hier gibt es ein Kletterdreieck und von der Decke hängen Schaukelringe. Auch die faltbaren Kriechtunnel werden von den Kindern blitzgeschwind genutzt.
Dass es diesen Bewegungsraum in der Kita des Marianums überhaupt gibt, ist zu einem guten Teil dem Projekt „Kawuppdich“ zu verdanken, welches sich die Bewegungsförderung bei Kita-Kindern auf die Fahne geschrieben hat. „Die Fördermöglichkeiten und Unterstützungsangebote des Projekts haben uns inspiriert, unseren Kindern endlich einen Raum nur fürs Herumtoben zur Verfügung zu stellen“, erklärt Kitaleiterin Astrid Rieffenberg. „Dass wir dafür einen Gruppenraum umlegen mussten, fanden zuerst nicht alle gut. Aber jetzt sind wir sehr zufrieden, dass die Kinder hier Platz haben, um sich zu bewegen.“
Das Krefelder Förderprojekt Kawuppdich setzt ganz bewusst bei den Kleinsten an, weil hier die Grundlage für den Spaß an der Bewegung gelegt werden soll. Denn wir Deutschen bewegen uns leider immer weniger. Der Anteil der sitzenden Tätigkeiten hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, und die verstärkte Verbreitung von Homeoffice durch Corona hat die Situation nicht gerade verbessert. Laut einer Studie der Deutschen Sporthochschule entwickeln wir uns zu wahren „Sitzweltmeistern“, die durchschnittlich mehr als acht Stunden am Tag sitzen, wobei 18- bis 29-Jährige oft sogar mehr als zehn Stunden im Sitzen verbringen. Selbst Kinder und Jugendliche sind trotz ihres natürlichen Bewegungsdrangs von diesem Trend betroffen: So erreicht weniger als die Hälfte der 3- bis 17-Jährigen die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 60 Minuten Bewegung am Tag.
Das Bewusstsein für die Bedeutung von Bewegungsförderung für die kindliche Entwicklung ist bei vielen Krefelder Akteuren schon länger vorhanden. Bereits seit 2011 wird das Konzept des „Anerkannten Bewegungskindergartens (mit Pluspunkt Ernährung)“ in unserer Stadt umgesetzt. Da bisher nur neun Kindertageseinrichtungen dafür zertifiziert sind, kam bereits 2017 im Rahmen des Projekts „Kein Kind zurücklassen“, aus dem die Kommunalen Präventionsketten hervorgingen, die Idee auf, ein Krefelder Modell zur Bewegungsförderung zu entwickeln. In der folgenden Zeit arbeiteten die Sportjugend im Stadtsportbund, der Fachbereich Gesundheit und die Abteilung Kinder des Fachbereichs Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung intensiv daran, die Maßnahmen auf eine breite Basis zu stellen. Im Jahr 2020 bewarb man sich gemeinsam für das Landesförderprogramm Sportplatz Kommune, und bekam den Zuschlag für zwei Jahre. Im Februar 2023 hat der Rat der Stadt dann beschlossen, „Kawuppdich“ als eigenes Krefelder Programm in den nächsten vier Jahren umzusetzen.
Jetzt geht es für die Kawuppdich-Organisatoren daran, alle Krefelder Kindertageseinrichtungen zu erreichen und für die Themen Bewegung und gesunder Ernährung zu begeistern. Dabei ist es vor allem wichtig, die Kita-Teams für die Aufgabe Bewegungsförderung fitzumachen und passende Schulungen durchzuführen. Aber auch die Eltern der Kita-Kinder sollen einbezogen werden, damit das Thema Bewegung auch zu Hause mehr Raum bekommt. „Wichtig ist für uns auch, Kooperationen zwischen Kitas und Sportvereinen zu fördern“, betont Stadtsportbund-Geschäftsführer Jens Sattler, „Denn hier findet sich die Fachkompetenz für Bewegungsförderung, die unbedingt genutzt werden sollte. Außerdem sollten die Kinder so früh wie möglich mit Bewegungsangeboten in Kontakt kommen. Nur so entsteht die Lust, auch später weiterzumachen.“
Sportjugend-Projektleiterin Rieke von der Heiden freut sich über den großen Zuspruch, den Kawuppdich von allen Seiten erfährt. „Mit der Stadt arbeiten wir von Anfang an sehr gut zusammen“, erzählt sie. „Frau Badberg und ihre Kolleginnen sind von unserem Projekt genauso begeistert wie wir hier beim Stadtsportbund. Und auch von den Kitas kommen immer mehr Anfragen, sich zu beteiligen.“ Sehr beliebt bei den Kleinen ist die bunt gezeichnete kleine Krähe „Kawuppi“, die für Spaß an Sport und Bewegung steht. Ältere Krefelderinnen und Krefelder erfreuen sich vielleicht eher an dem schönen Wort aus dem Krieewelsch Platt, das für den Schwung und die Energie steht, mit dem das Projekt sein Ziel angeht.
Ansprechpartnerinnen:
Rieke von der Heiden – Sportjugend im Stadtsportbund
Telefon: 02151-1540813
E-Mail: rieke.vdheiden@ssb-krefeld.de
Heike Badberg – Stadt Krefeld
Fachbereich Jugend- und Beschäftigungsförderung – Abteilung Kinder
E-Mail: heike.badberg@krefeld.de